Meine Liebe zum Federtier begann früh. Die Freude am Malen dieser stellte sich schon zum Grundstudium heraus, das Scharen von Studenten in den Halleschen Zoo zum Naturstudium lockte. Begeistert von den wundervoll geschwungenen Hälsen der Flamingos oder der recht typischen Silhouette einer kauernden Ente entstanden unzählige Skizzen und mit ihnen die Freude am Darstellen ihrer so charakteristischen Formen.
Rückblickend betrachtet durchziehen sie eigentlich mein ganzes Leben, die Vögel. In den ersten Jahren als Freischaffende entwarf ich unter anderem Fensterbilder für eine Firma in Lünebürg. Auch hier waren die ersten Muster verschiedene Vogelmotive: Kleiber am Baum…. Amsel auf Apfelblüten und andere.
Jahre später nahmen mich die Raben für sich ein. Fast ein ganzes Jahr verbrachte ich im Künstlerhof Oschatz und skizzierte einen Raben nach dem anderen. Es entstanden Raben als Schablonen zum Sprayen, Chimären auf Filz (überwiegend Frauen) sowie kraftvoll, kratzige nahezu dahingeschleuderte Raben, Raben in Luftballons über blühenden Landschaften, Raben, die an mir im riesigen Halbporträt zehrten….
Meine erste 2008 bei Stefanie Czapla modellierte Puppe war das Rabenmädchen.
Jahre später modellierte ich mit unzähligen Kindern Vögel, ebenso mit Erwachsenen mit geistiger Einfach- und Mehrfachbehinderung.
Meine grafischen Arbeiten wandelten sich. Der anfangs so kraftvolle und kratzige Strich wich feingeführten Buntstiftlinien, die großen Formaten schrumpften, das reduziert Abstrakte wurde zusehends gegenständlicher. 2008 waren meine Vögel recht schrullige, witzige und freche Persönlichkeiten.
2011 wurde ich Mutter und mit meinem Umzug nach Baden-Württemberg begann ein neuer Lebensabschnitt. Mir begegneten mit anderen lieben Menschen Katharina Blum und später auch Herbert Voith, durch die ich lernte, dass es noch eine ganz andere Verbindung zu diesen geflügelten Wesen geben kann. Eine, die sich frei von ihrer Form und unbewussten Symbolik macht, angereichert durch Fachwissen, die Vögel aber letztlich in all Ihren Facetten begreifend.
2019 stellte ich bei Reto Krüger 35 Papierarbeiten mit Vögeln in der hiesigen Buchhandlung aus. Nach bestimmt 10 Jahren begann ich meine Arbeiten wieder einer Öffentlichkeit zu zeigen und genoss die Reaktionen. Etwas erstaunt, denn sie waren noch greif- und fassbarer geworden… meine Vögel.
Herbert Voith als erfahrender Naturschutzwart und Naturführer brachte im darauffolgenden letztlich so etwas wie ein System in die bisher nur nach eigner Vorstellung gewählten Motive, er ordnete und fand eine mir nahe und schöne Kategorisierung, teilte nach Gesellig- und Farbigkeit, in Luftakrobaten und Stammgäste, Starsänger und vieles mehr.
Die Idee einer Wanderausstellung war geboren. Corona verlangsamte das Vorhaben, aber nicht destotrotz starteten wir 2021 als 1. Etappe mit über 60 Zeichnungen zu heimischen Vogelarten im Geschichts- und Heimatverein Maulbronn, der uns herzlich aufnahm.
Inzwischen fast so scheu wie meine Modelle, begann ich mich auf dem Schafhof sonntäglich wieder den Menschen zu öffnen, erfuhr, dass meine Bilder ihre Betrachter bewegten, nach langer Coronazeit freudigere Gefühle hervorriefen…. Und nicht zuletzt bestärkten mich dort besuchende Schulklassen erneut darin, meine Vögel in die Welt zu tragen, sie als Zeichnung gebannt und ihrer Anonymität enthoben einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Von November 2023 bis Februar 24 zog ich zur 2. Stadion nach Zaberfeld ins Naturparkzentrum, einem schönen und so viel Ruhe ausstrahlenden Ort.
Ich bin gespannt wohin die Vögel mich weiter führen.